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„Dagobert“ zeigt Karikaturen

 „Dagobert“ zeigt Karikaturen

In Holzhausen stellt Arno Funke Satire-Zeichnungen vor:

HOLZHAUSEN. Mit einer außergewöhnlichen Ausstellung setzt der Otto-Knöpfer-Freundeskreis die diesjährige Saison fort. Ab 31. August sind in Holzhausen Karikaturen und Zeichnungen des Berliner Autoren Arno Funke zu sehen. Dabei werden Prominente aus Politik und Gesellschaft wie Angela Merkel, Wolfgang Schäuble, Gregor Gysi und Oskar Lafontaine aufs Korn genommen oder die Puhdys und die Fußball-Nationalmannschaft humorvoll ins Bild gesetzt.
Außergewöhnlich wie seine Werke ist auch der 64jährige Künstler selbst, der seit 1998 für das Satiremagazin „Eulenspiegel“ arbeitet. Nach seinen gescheiterten Erpressungsversuchen gegen den Karstadt-Konzern (1988 bis 1994) verbüßte Arno Funke sechs Jahre Haft und wurde von den Medien in Anspielung auf die Comicfigur auf den Beinamen „Dagobert“ getauft.
Bereits vor seiner vorfristigen Entlassung im Jahre 2000 nutzte er seine künstlerische Begabung als Karikaturist. Während er anfangs noch ausschließlich von Hand zeichnete, entstehen heute seine humorvollen Blätter hauptsächlich am Computer. Bekannt von Arno Funke ist in unserer Region das satirische großflächige Wandbild „Das Abendmahl“ im Bratwurstmuseum Holzhausen, das unter anderem Barack Obama, Angela Merkel, Karl Marx und auch den Autor zeigt.
Während Funkes originelle Darstellungen schon auf verschiedenen Ausstellungen in Berlin (u.a. im Kabarett „Die Distel“) und anderen Städten zu sehen waren, präsentiert er in unserer Region erstmalig eine Auswahl seiner gelungensten Karikaturen. Sie sind im Otto-Knöpfer-Haus bis zum 3. Oktober jeweils sonntags von 11 bis 17 Uhr in Augenschein zu nehmen. Gruppenanmeldungen telefonisch unter 03628-46886 oder online www.otto.knoepfer.de

Jochen Thiele

    

Vita Arno Funke

Leben vor „Dagobert“

Nach einer abgebrochenen Ausbildung als Fotograf schloss Funke 1969 eine Lehre als Schilder- und Lichtreklamemacher ab. Funke führte ein unstetes Leben, in dem er nie richtig zu sich selbst fand. Bis 1980 arbeitete er in den unterschiedlichsten Jobs, als Schildermaler, DJ, Fahrer für eine Getränkefirma und Bauhelfer.

Immer wieder versuchte er in kreativen Berufen Fuß zu fassen. 1976 bis 1977 arbeitete er nebenberuflich als Pressefotograf. 1980 bis 1993 arbeitete er freiberuflich als Kunstmaler und Fotograf. Obwohl er mit einigen Ausstellungen versuchte, als Künstler Fuß zu fassen, gelang ihm nie der Durchbruch. Da er mit der Kunst seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten konnte, arbeitete Funke hauptberuflich als Kunstlackierer in einer Kfz-Werkstatt.

Durch die Lackiererei atmete Funke jahrelang Lösungsmittel ein. Die dadurch verursachten gesundheitlichen Schäden führten verbunden mit einer Identitätskrise und privaten Problemen zu einer schweren Depression.

Wegen Geldmangels und auf der Suche nach Selbstbestätigung entschloss er sich, Ende der 1980er Jahre, Kaufhäuser zu erpressen.

Kaufhaus-Erpressung

Arno Funke erpresste in einem Fall von Produkterpressung im Jahre 1988 das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) um 500.000 DM, nachdem er in dem Kaufhaus eine Bombe gezündet hatte.

In einem zweiten Erpressungsversuch im Jahre 1992 versuchte er weitere 1,4 Millionen DM vom Karstadt-Konzern zu erpressen. Weil die Bereitschaft zur Geldübergabe durch eine Zeitungsanzeige mit dem Text "Dagobert grüßt seine Neffen" signalisiert werden sollte, wurde Funke seitdem von den Medien nur noch als Dagobert bezeichnet. Zur Durchsetzung seiner Forderungen zündete er weitere fünf Bomben, bei denen allerdings nie Menschen zu Schaden kamen.

Bekannt wurde er durch die Raffinesse seiner technischen Konstruktionen, mit denen er die Polizei bei den 40 versuchten Geldübergaben in die Irre führte. Dies führte in der Öffentlichkeit trotz der offensichtlich kriminellen Handlungen zu einer positiven Popularität.

1994 wurde Funke gefasst und 1996 wegen schwerer räuberischer Erpressung zu neun Jahren Haft verurteilt. Er wurde allerdings wegen guter Führung nach sechs Jahren und vier Monaten, die er in der JVA Plötzensee absaß, im Jahre 2000 entlassen.

2004 tritt er in der für den englische Fernsehkanal Channel 4 produzierten Reality-Show The Heist nochmals in der Rolle des genialen Tüftlers auf. Ihn wird eher die hohe Gage zu diesem Engagement bewegt haben als die verklärte Konfrontation mit seiner Vergangenheit. Schließlich muss Funke wohl bis an sein Lebensende 2,5 Millionen Euro Schulden bei Karstadt abbezahlen.

Karikaturist und Autor

Bereits durch seine genialistisch durchdachten Geldübergabeversuche war klar, dass es sich bei dem Erpresser um einen sehr intelligenten Täter handeln musste. Funke, der einen IQ von 145 hat, gilt seitdem als hochbegabter Mensch mit vielschichtigen Talenten, die er in seinem früheren Leben aber nie richtig entfalten konnte.

Bereits seit seiner Haftzeit nutzt er seine künstlerische Begabung und arbeitet für die Satirezeitschrift Eulenspiegel als Karikaturist. Während er anfangs noch ausschließlich per Hand zeichnete, entstehen seine Karikaturen heute hauptsächlich am Computer. Mittlerweile ist Funke auch als Autor für den Eulenspiegelverlag tätig. 2002 veröffentlichte Funke eine Autobiographie ("Mein Leben als Dagobert") und 2004 ein Buch mit Karikaturen und Geschichten ("Ente kross"), in dem er mit der Comicfigur abrechnet, mit der er bis heute noch assoziiert wird.

Werke

  • Mein Leben als Dagobert. Die Bekenntnisse des Kaufhauserpressers, Ch. Links, Berlin 1998. (ISBN 386153164X)
  • Ente kross. Cartoons und Geschichten, Eulenspiegel, Berlin 2004. (ISBN 3359014898)
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